Mittwoch, 13. September 2017

Grenzübertritt Iran

Gestern Abend hatte ich noch teilweise Internet und habe versucht, den Blog zu aktualisieren.  Das zweite Buch "Die Bildhauerin" von Minette Walters habe ich auch noch fertiggelesen, jedes Gramm weniger zählt. Bis ich dann morgens in Ruhe gefrühstückt und gepackt hatte, war es schon wieder 9 Uhr. Leider wollte das mit der Visa-Karte und der Bezahlung nicht klappen, Türkische Lira hatte ich nicht mehr. Das Internet sei schuld, aber ich konnte während des Wartens wunderbar mit meiner Tochter Mareike telefonieren, auch übers Internet. Euro wollte er nicht, also fuhr er mich mit seinem VW-Bus in die Stadt zu einem Geldautomat. Ging auch nicht. Als nächstes wechselte ich 25 Euro in der Wechselstube, das genügte. Losgekommen bin ich dann aber erst um einige Minuten nach 11 Uhr.
Die Straße ist recht leer bis zur Grenze, das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. An der Türkischen Seite kurze Kontrolle von Pass und Fahrzeugschein, schon konnte ich weiterfahren. Beim nächsten Kontrollpunkt - ich wähnte mich schon an der Iranische Grenzkontrolle, stellte ich die KTM ab und reihte mich auf Anweisung eines Beamten in die Schlange ein. Rechts und links Gitterstäbe wie im Zirkus, wenn die Tiger reingelassen werden, besonders dicke Leute hatten da schon ein Problem mit dem Durchkommen. Dazu dann noch Geschrei von einem derjenigen mit dem Stempel in der Hand. Irgendwann war mein Pass gestempelt, aber was ist mit dem Carnet de Passage? Ich ging weiter, es gab ja nur eine Richtung, und plötzlich stand da ein Schild Iran. Da war das noch eine zweite türkische Kontrolle gewesen, nur mein Motorrad stand ja noch in der Türkei. Der iranische Zollbeamte nahm mir meinen Pass gleich mal ab und verschwand. Nach gut 20 Minuten musste ich weiter, mein Gepäck wurde inspiziert. Und schon war ich im Iran. Jetzt bekam ich aber dann doch das Muffensausen, denn mein Iran-Visum war nur für einen einmaligen Eintritt gültig, die KTM stand aber noch in der Türkei. Also fragte ich jemanden, der mir dann entgegen allen Gepflogenheiten ohne Formalitäten alle Tore wieder öffnen ließ. Wie sich im Nachhinein herausstellte, war das so ein halboffizieller Helfer. Die Türkische Schranke ging auf, das Carnet ließ der Helfer abstempeln, nur leider hatte ich auf Nachfrage gesagt, ich hätte keine Mopped-Versicherung für den Iran. Ich hätte einfach lügen sollen, wer weiß, ob die Grüne Karte wirklich auf den durchgestrichenen Iran überprüft worden wäre. Jedenfalls bekam ich eine solche Versicherung ausgestellt, für ein Jahr gültig, zum Preis von - jetzt haltet euch fest - 120 Euro! All mein Lamentieren nützte nichts, es gab nur für ein Jahr, der Beamte war stur. Dafür wurde aber gar nichts vom Gepäck kontrolliert, da war ich heilfroh. Kaum war ich draußen, bekam der Helfer noch 10 Euro, und ich wechselte Geld. Die 120 Euro tun mir fast nicht mehr weh, ich bin jetzt Millionär. Für 100 Euro bekam ich nämlich zuerst 4 Millionen und später sogar 4,3 Millionen Iranische Rial. So ein Bündel Scheine passt gar nicht in meinen Geldbeutel, die habe ich jetzt als Rollen in den Seitentaschen der Jacke. Beim ersten Mal Tanken bezahlte ich dann für den Liter umgerechnet weniger als 25 Cent, da macht Tanken noch Spaß. Gleich am Anfang gab es tolle Gebirgslandschaft, dann ging es aber zunehmend nach unten und wurde immer heißer. Beim Tanken sagte mir der Tankwart, heute seien es hier 38°C! Die Menschen sind nett, wollen mein Motorrad gerne photographieren, haben auch selbst nicht gegen Bilder, die ich machen möchte.
Zwischendurch traf ich noch ein französisches Pärchen auf einem Tandem mit Anhänger, inzwischen schon 11 Monate von daheim aus unterwegs. Sie kamen über Erzurum, da seien die Leute unangenehm gewesen. Sie berichteten aber auch von einem Radlerpärchen, das denselben Umweg wie ich vom Van-See aus machen musste. Der besteht offenbar seit 3 Monaten, für Radler sind das 1 1/2 Tage mehr. Sie wollen noch weiter im Iran rumfahren, und dann nach Thailand fliegen. In Marand war im Navi ein Campingplatz verzeichnet, den habe ich angefahren; das war aber nur der Grünstreifen zwischen 2 Straßenhälften. Es muss aber einen geben, ich hatte schon Bilder im Internet gesehen. Ich fuhr dann aber weiter, Richtung Berge an der Armenischen Grenze. Immer nur Schnellstraße ist langweilig. Als die Sonne tiefer stand, suchte ich mir ein Plätzchen in einem Apfelhain und fragte die Menschen dort, ob ich mein Zelt da aufbauen könnte. Klar, kein Problem, aber erst mal einen Tee. Dann bot er mir seine Gartenlaube zum Übernachten an, aber ich bedankte mich, weil ich lieber im Zelt schlafen wollte. 2 von den 4 Männern sahen mir dann noch beim Aufbau zu, einer zeigte mir noch, wo es Wasser gibt, und dann war ich allein mit den Grillen und Vögeln. Es reichte gerade noch für eine Suppe, dann war es dunkel, die Uhr im Iran geht noch einmal vorne weg. Während ich am Computer schrieb, schlich mal einer draußen mit einem Warnblinklicht herum, aber als ich etwas sagte, murmelte er etwas zurück, und ich habe auch keine Angst. Morgen will ich möglichst nicht nur bis Ardabil, sondern eventuell noch bis Masuleh. Da würde ich dann versuchen, ein Hotelzimmer zu finden. (Track12)

Ararat 5137m

Ararat mit Doppelgipfel

erster Ort im Iran

seit 11 Monaten unterwegs

können aber immer noch lachen ... oder gerade deshalb

erst mal einen Tee zusammen trinken

meine Gastgeber

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