Dienstag, 19. September 2017

in die Kalouts und nach Bam

Ich hatte wunderbar geschlafen und das Aufstehen fiel mir schwer. Beim Frühstück saßen wieder die deutsche und die französische Reisegruppe, aber keine Iraner. Nach dem Tanken waren die Touris verschwunden, das deutsche Pärchen war auch mit dem Taxi nach Shahdad aufgebrochen. Sie wollten eine Nacht dort im Shahdad Desert Camp verbringen.
Durch Kerman kam ich ziemlich schnell, und nach etwa 20 km zweigte die kleine Straße links ab Richtung Shahdad. Es ging gleich ordentlich hoch auf über 2600 m Höhe und wurde angenehm frisch. Ich konnte gar nicht so oft anhalten, wie ich es wegen schöner Fotos gerne gemacht hätte. Danach ging es stetig abwärts, und es wurde zunehmend wärmer. Shahdad ließ ich rechts liegen und fuhr gleich die 44 km weiter zu den Kalouts. Diese bizarr geformten Felsformationen - nach Sven Hedin auch "Yardang" genannt - wurden durch Wind, Sand und Wasser geformt und sind Weltkulturerbe. Es blies auf dem Weg dahin auch so heftig, dass die KTM im 6.Gang nicht mehr dagegen ankam. Da mir nur etwa alle Viertelstunde ein Fahrzeug entgegenkam, unterließ ich tunlichst jeglichen Ausflug abseits des Teers, obwohl ein Einheimischer mit seinem Mopped locker die Dünen hoch und runter fuhr. Er bot mir später auch Wasser an, aber ich war ja gut versorgt, soweit alles glatt lief. Bei einer Reifenpanne hätte ich sicher zu wenig an Trinken dabei gehabt. Die Kalouts befinden sich nur 300 m über Meereshöhe, entsprechend heiß war es da. Im Schatten habe ich 43 °C gemessen, bei unter 10 % Luftfeuchtigkeit. Ein Plateau in der Nähe namens Gandom Beryan ("wo der Weizen geröstet wird") gilt als heißeste Region auf der Erde; hier wurden Temperaturen von 70° Celsius im Schatten gemessen (N 30.605000, E 59.067778).
Ich war froh, nicht auch eine Nacht in Shahdad gebucht zu haben. In Deh Seif bog ich ab in den kleinen Ort, um alte Lehmburgen und Häuser zu fotografieren. Eines davon war wohl eine Art Schule, da kamen bei meinem Anblick gleich Horden von Kindern rausgestürzt. Die Mädchen wollten sich aber partout nicht ablichten lasse, während die Jungs da ganz cool sind. Ich frage mich nur, warum die Menschen offenbar keinerlei Probleme mit der großen Hitze haben. Ein paar Kilometer weiter im Gebirge wäre es viel angenehmer, für uns Europäer zumindest.
Statt wieder auf derselben Route zur Hauptstraße zurück zu fahren, probierte ich eine phantastische kleine Bergstraße von Sirch nach Hashtadan aus. Die Dörfer sind hier schon ganz anders, es hängen viele Fahnen über die Straße, und die Menschen haben Pluderhosen an. Während in Kerman viele Afghanen leben, sind es hier schon viele Pakistani. Um Golbaf herum gab es wieder eine phantastische Bergszenerie und die Straße stieg erneut auf 2400 m an. Zum ersten Mal seit dem Kaspischen Meer gab es ein paar Wolken, und es wurde fast ein wenig kalt auf dieser Höhe. 4 Geländewagen einer Rallye standen in einer Kurve und machten Fotos, aber keiner grüßte, so dass ich auch vorbeigefahren bin. Auf der Schnellstraße ging es dann die letzten 130 km nach Bam. Leider versagte mein Navi genau bei der Einfahrt in Bam seinen Dienst, der Akku war alle. Wohl ein Wackelkontakt, jetzt lädt er wieder anstandslos an der Steckdose. Ich fand das Hotel Bam Tourist auch so, und das Zimmer ist super, der Preis mit etwa 30 Euro auch ok. Allerdings ist direkt unter mir eine Disko, und das im strenggläubigen Iran. Ich glaube es einfach nicht, aber es klingt wie auf Malle.
Im Gegensatz zum Auswärtigen Amt, das ganz besonders davor warnt, dass die Straße Kerman - Bam zu meiden sei, weil da in der Vergangenheit Überfälle stattgefunden hätten, bei denen auch Touristen umgebracht wurden, kann ich nur bestätigen, dass selbst die Nebenstrecken absolut problemlos zu fahren sind und die Leute sehr freundlich sind. Laut dem Hotelbesitzer in Kerman hätten diese Überfälle auch vor 16 Jahren stattgefunden, soviel zu dem, was man dem Auswärtigen Amt glauben darf. Ganz anders sieht es aber aus, wenn man von Bam weiter nach Pakistan will. Bis Zahedan, der iranischen Grenzstadt, sind es von Bam noch 320 km mit dem Auto, Luftlinie wohl eher 200. Hier kann es wirklich gefährlich werden, und in Pakistan verringert sich diese Gefahr auch nicht. Aus diesem Grund fahren nur noch wenige Touristen auf dem Landweg weiter zum Indischen Subkontinent, viele verschiffen von Bandar Abbas aus. Das wird auch mein nächstes Ziel sein, Bam war also der östlichste Punkt meiner Reise. (Track19)
teils bretthart, dann wieder Weichsand

Kalouts

Kalouts

Kalouts

Kalouts

43° Celsius im Schatten

die Jungs von der Schule

die Mädels wollen nicht vor die Kamera

vor Hashtadan

dieses Mal eine graue Farbe

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