Samstag, 2. September 2017

Orientierung


Die Zeiten von Sextant und Sternen zur Orientierung sind zum Glück vorbei, jetzt kann auch Otto-Normalverbraucher mit Hilfe eines Navis leicht feststellen, wohin die Reise geht. Ein wenig Skepsis ist allerdings angebracht, will man nicht plötzlich in einer Sackgasse oder der Fußgängerzone landen. Auch sollte man eine Karte dabei haben und in der Lage sein, sein Ziel mit deren Hilfe auch ohne Navi zu finden, sollte das mal Schwindsucht haben oder den Geist aufgeben.
Seit Jahren benutze ich schon das Garmin Montana "ohne alles", also ohne aufgespielte Karten und ohne Fotomöglichkeit; Garmin bietet zwar seine Geräte zum günstigen Preis mit lebenslangen Karten-Updates an, aber diese sind an das Gerät gebunden und nur für eine Region gültig. Geht mein Navi irgendwann den Weg aller Elektronik , muss ich mir auch wieder neue Karten kaufen; dasselbe gilt, wenn ich über Europa hinaus verreise, auch dann ist eine teure Zusatzkarte fällig. Zum Glück gibt es günstige und gute Alternativen.
Die Open Street Maps, kurz OSM, entstehen weltweit mit Hilfe der Daten von vielen Reisenden und einheimischen Interessierten. Ihr Detailierungsgrad ist fast überall mindestens genau so hoch wie der der Garmin-Karten, in Ländern außerhalb Europas und Nordamerikas sogar deutlich höher. Hier mal ein Vergleich zwischen OSM und Garmin:
Elazig (Türkei) 500m bei Garmin

Elazig (Türkei) 500m OSM
Jeder kann übrigens mit Hilfe des Java Open Street Map Editors (JOSM) selbst Daten an OSM liefern und bestehende Karten verändern. Das ist genauso kostenlos wie der Bezug von OSM-Karten zum eigenen Gebrauch, etwa hier. Man wählt die Kacheln aus, hinterlegt seine email, und nach ein paar Stunden bekommt man einen Link geschickt, über den man die Karten für Navi und PC runterladen kann. Den Namen der Karten und die MapID kann man mit Tools wie GmapTool oder GMTK ändern, sofern man mehr als eine Karte parallel verwenden will. 
Im Gegensatz zu einer Karte aus Papier ist die Karte auf dem Navi ziemlich klein und eignet sich kaum für den großen Überblick. Vorteil ist allerdings, dass mir immer angezeigt wird, wo ich gerade bin und welche Route seit dem Einschalten gefahren wurde. Diese Route kann man man täglich auf den PC abspeichern und bei nächster Gelegenheit mit passender Beschreibung auf so tolle Webseiten wie GPSies hochladen. In meinem Blog seht ihr rechts oben den jeweils meinen aktuellen Track aus GPSies, natürlich abhängig von der Verfügbarkeit einer WLAN-Verbindung. Für den Iran sehe ich da zwar eher schwarz, aber sonst klappt das reibungslos. So kann man später leicht die gefahrene Reiseroute nachvollziehen und eventuell auch neue Details ins OSM übertragen. Umgekehrt kann man bei GPSies auch Tracks anderer Benutzer herunterladen und nachfahren, schön gegliedert nach Aktivitäten wie Auto, Motorrad, Rad, Boot oder zu Fuß. Das nutze ich sehr gern bei Wander- und Fahrradtouren.
Neben Navi und Karte gibt es noch Strassenschilder und Einheimische, die man nach dem richtigen Weg fragen kann. Mal sehen, ob ich mit Englisch weiterkomme. Farsi zu entziffern erscheint mir doch recht schwierig. Das Problem ist oft, dass der Gegenüber zwar gar nicht versteht, wohin man möchte, oder den Weg nicht kennt, aber seine Gastfreundschaft verbietet es ihm, das zu sagen. Also weist er irgendeinen Weg aus, und der nächste, den man fragt, macht es genauso, nur zeigt der in eine andere Richtung. Da muss man selbst ein wenig mitdenken.  
Heute ging es endlich los, obwohl ich gerne noch einen Tag mehr zur Vorbereitung gehabt hätte. Das Moped war wieder mal viel zu schwer, so dass es schon beim Abstellen auf den Seitenständer bedenklich wackelt. Ich hoffe, das wird bald besser, Proviant und einige Utensilien werden ja ständig weniger. Und  vor der iranischen Grenze würde ich auch gerne noch die Reifen wechseln lassen, dann wird die KTM wahrscheinlich richtig handlich. Kurz hinter Karlsruhe fing der Regen an, und es wurde richtig kalt. In Füssen waren es nur noch 11°C, auf dem Brenner waren die Temperaturen sogar einstellig. Da die KTM völlig unsinnig den Tankdeckel unter dem Gepäck hat, musste ich bei jedem Tanken alles runternehmen und hinterher wieder verzurren. Echt nervig! Und vor allem zeitaufwendig. So kam ich erst um 22:30 Uhr im Hotel an und bin richtig groggy. 850 km ohne große Pause auf dieser Sitzbank sind eine ziemliche Tortur. Zum Glück sind es morgen nur 60 km zur Fähre. (Track1)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen