Donnerstag, 28. September 2017

Isfahan nach Kermanshah

Im Iran ist am vergangenen Donnerstag die Zeit auf Winterzeit umgestellt worden. Damit ist der Unterschied zu unserer mitteleuropäischen Zeit nur noch 1 1/2 Stunden. Allerdings geht jetzt natürlich die Sonne eine Stunde früher unter, man müsste also eine Stunde früher losfahren. Ich habe es dann auch um 9 Uhr geschafft, alles gepackt zu haben und abfahren zu können. Allerdings zogen sich die ersten Kilometer bis Najafabad endlos durch die Vorstädte von Isfahan. In Najafabad war wieder irgendeine Großveranstaltung, zu der tausende von Autos und noch mehr Menschen strömten. Der Durchgangsverkehr war gesperrt, und an den großen Kreiseln davor gab es ordentlich Stau. Wie üblich bei den Iranern wurden aus 3 Spuren vor dem Kreisel plötzlich 12, weil jeder sich in jede kleinste Lücke quetschte. Als Motorradfahrer hat man da natürlich verloren, denn das füllt ja nicht den ganzen Platz eines Autos aus, da kann man sich einfach mal dazwischen mogeln. Dachte sich ein dämlicher Iraner, und rums, hat er mich am Koffer hinten beiseite geschoben. Ich war froh, dass die Maschine nicht umgekippt ist. Der Mann ist noch nicht einmal ausgestiegen, hat nur mal kurz die Hand gehoben als Entschuldigung, und weg war er. Zum Glück ist nicht viel passiert, die Alubox war ja voll mit Werkzeug, Öl etc. und hat nur eine ordentliche Delle abbekommen.
Danach ging es dann aber flott vorwärts und immer höher rauf, bis auf über 2400 m. Bei der Tanke zwischen Daran und Aligudarz sprach mich ein Mann aus dem Auto an, er hätte längere Zeit bei Coca Cola in Düsseldorf gearbeitet. Er würde in Isfahan leben, aber jetzt wären ja 4 Tage Ferien, weil die Iraner Ashura feiern, und da würde seine ganze Familie sich an seinem Geburtsort in der Nähe treffen, seine Schwester käme auch aus Teheran. Ob ich nicht einen Nacht bei ihnen verbringen wolle, seine Schwester würde auch gerne etwas mehr kochen für mich. Da war sie endlich, die Gastfreundlichkeit der Iraner, von der oft zu lesen ist. Ich wollte heute aber noch vorwärts kommen und lehnte dankend ab. Einige Zeit später hielten plötzlich mehrere Autos am rechten Rand, und als ich hinkam, war da eben ein Auto in eine felsige Senke gestürzt und lag auf dem Dach. Ich bin gleich vorsichtig weiter gefahren, aber bei der iranischen Fahrweise wundert mich gar nichts mehr.
Inzwischen war klar, dass ich die Ali Sadr-Grotten 80 km hinter Hamadan heute nicht mehr schaffen würde. Ich disponierte deshalb kurzfristig um und peilte Kermanshah als Etappenziel an. Zunächst ging es wieder ziemlich runter nach Khorramabad, das wunderschön zwischen den Bergen liegt. Als ich eben mal ein Foto machen wollte, war da schon der nächste Unfall, mitten in der Stadt. Ein Auto war rückwärts etwa 8 m in einen Flusslauf gestürzt, dem Fahrer aber offensichtlich nichts passiert. Da hielten natürlich jede Menge neugierige Iraner, und zwei Mopedfahrer boten mir an, bei ihnen zu übernachten. Wow, echt nobel. Ich fuhr aber weiter durch herrliche Berglandschaft, wobei die Felder dank Beregnungsanlagen total grün waren. Die Bergketten des Zagros-Gebirges liefern anscheinend genügend Wasser dafür. Ich musste dann noch einmal tanken, da spendierte mir der Tankwart einen Kaffee und eine Schokolade. Kurz vor Kermanshah bog ich rechts ab zur Felswand von Bisotun, die gerade die letzten Sonnenstrahlen abbekam. An diesem "Berg der Götter" befindet sich ein Relief von Darius mit der dazugehörigen Geschichte in altpersischer Keilschrift. Leider war es schon 18 Uhr, und der Wärter ließ mich nicht mehr hinein, obwohl dort noch Menschen am Schauen waren. Einen Moment überlegte ich, ob ich am Eingang das Zelt aufschlagen sollte, da stand nämlich schon eines. Aber man wird ja allzu bequem durch die ganzen Annehmlichkeiten des Hotellebens, ich fuhr doch noch die 30 km bis Kermanshah. Das Hotel Azadegan, das ich mir aus dem Reiseführer rausgesucht hatte, wurde gerade renoviert, aber ein Zimmer konnte man trotzdem bekommen. Unverschämte 2,4 Millionen Rial wollte der Besitzer haben, das ist fast soviel wie für die 3 Tage Isfahan zusammen, eigentlich wollte ich schon gehen. Allerdings war ich nach fast 600 km ziemlich fertig und konnte mich nicht dazu überwinden, noch einmal auf die Suche zu gehen. Das Zimmer selbst ist gut, Internet geht auch, in ein paar Tagen habe ich den Wucherpreis vergessen. Nur muss ich jetzt in Täbris noch einmal Geld wechseln, das ist ärgerlich. Später überlege ich mir noch, wie ich morgen weiterfahren werde. Mit dem Reservetag aus meiner Planung könnte ich mir bis Täbriz 2 Tage Zeit nehmen, in einem ist das sowieso nicht zu schaffen.  Von Kermanshah bis Bagdad sind es Luftlinie keine 270 km, so dicht an der irakischen Grenze wie Martina mit ihren beiden Begleitern muss es nicht sein. (Track28)
eigentlich wollte ich nur die Berge um Khorramabad herum ablichten

doch dann mal wieder ein "Iranischer Autokönner"

1 Kommentar:

  1. Hallo Uwe,

    ein toller Reisebericht bis jetzt! Und super Bilder, die wecken sofort das Fernweh in mir. Am liebsten würde ich die Tour gleich sofort nachfahren, leider hatte es bei mir ja zeitlich und finanziell nicht geklappt dich zu begleiten :-(
    Gute Weiterfahrt, und ich hoffe dieses tolle Land bleibt uns noch länger erhalten, nicht dass ein gestörter Präsident vom anderen Ende der Welt dem Iran den Krieg erklärt und es genau so kaputt macht wie schon Irak, Syrien, Libyen usw.

    AntwortenLöschen